Das Zwillingstransfusionssyndrom ist eine Schwangerschaftskomplikation, die nur bei eineiigen Zwillingen auftritt, die sich eine Plazenta teilen. Bleibt das gefährliche Syndrom unbehandelt, ist das Risiko erhöht, dass die Kinder noch im Mutterleib sterben. Eine Operation noch vor der Geburt, ermöglicht beiden Zwillingen aber dennoch gute Überlebenschancen.
In diesem Ratgeber zum Zwillingstransfusionssyndrom erfahren Sie
- welche Folgen das Fetofetale Transfusionssyndrom (FFTS) für beide Kinder hat
- an welchen Symptomen und Anzeichen Sie die Schwangerschaftskomplikation bei eineiigen Zwillingen erkennen
- wie die Diagnose erfolgt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Artikelübersicht
Was ist das Zwillingstransfusionssyndrom?
Das Zwillingstransfusionssyndrom (Fetofetales Transfusionssyndrom, FFTS) ist eine seltene, aber sehr gefährliche, Schwangerschaftskomplikation. Diese tritt ausschließlich bei einer Zwillingsschwangerschaft mit eineiigen Zwillingen auf, die sich eine gemeinsame Plazenta teilen. Zweieiige Zwillinge sind vor dem Syndrom gefeit. Die Wahrscheinlichkeit für die Schwangerschaftskomplikation bei eineiigen Zwillingen steigt zwischen der 17. SSW und 25. SSW.
Die Schwangerschaftskomplikation entsteht, wenn der Blutaustausch zwischen den beiden Geschwistern aus dem Gleichgewicht gerät. In diesem Fall wird das Blut eines der beiden Zwillinge, dem sogenannten „Spender“ (Donor), in den Blutkreislauf des zweiten Babys, dem „Blutempfänger“ (Akzeptor), geleitet. Der Spenderzwilling ist daher unterversorgt und meist kleiner als sein Akzeptor-Zwilling.
Welche Folgen hat das Zwillingstransfusionssyndrom für die Babys?
Das Zwillingstransfusionssyndrom hat gefährliche Folgen für beide Babys.
Der Spenderzwilling (Donor) ist in seinem Wachstum eingeschränkt (Wachstumsretardierung), erleidet eine Anämie (Blutarmut), Dehydration oder ein Oligohydramnion.
Dieses Oligohydramnion liegt vor, wenn die Fruchtblase vor der Geburt zu wenig Fruchtwasser enthält (weniger als 500 ml). Die Ursache liegt darin, dass sich die Urinausscheidung des Spenderzwillings verringert und somit auch das Fruchtwasser in seiner Fruchthöhle zurückgeht.
Für den Akzeptor-Zwilling (Akzeptor) besteht ein erhöhtes Risiko für (Poly-)Hydramnion, Ödeme und Plethora – starken Wasseransammlungen im Körper. Das Polyhydramnion ist das Gegenstück zum Oligohydramnion und bezeichnet eine überdurchschnittliche Vermehrung der Fruchtwassermenge (mehr als 2 Liter). Außerdem steigt das Blutvolumen, welches das Herz und der Kreislauf stark belastet. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Herzversagen.
Ist das Fetofetale Transfusionssyndrom bereits stark ausgeprägt, wird jedoch nicht behandelt, kann es zum Tod der Babys im Mutterleib führen. Auch wenn zunächst eines der beiden Zwillinge überlebt, kommt es zu 26 Prozent aller Fälle zu einem späteren Verbluten. Weiterhin ist das Risiko für Thrombosen, Gehirnschäden und einen frühzeitigen Tod im ersten Lebensjahr deutlich höher.
Typische Symptome und Anzeichen
Sobald eine schwangere Frau folgende Symptome und Anzeichen bemerkt, die auf ein Zwillingstransfusionssyndrom hindeuten, muss sie unverzüglich einen Arzt konsultieren:
- möglicher Indikator für die Zunahme der Fruchtwassermenge: ab der 16. SSW wächst der Babybauch ungewöhnlich schnell, spannt und drückt unangenehm
- Gebärmutter dehnt sich stark, sodass sie bereits in der Frühschwangerschaft zwischen Bauchnabel und Brustbein fühlbar ist
- häufige Kurzatmigkeit
- starke Rückenschmerzen
- keine Bewegungen der Babys spürbar (keine Kraft, Fruchtwassermenge des überversorgten Babys verhindert die Wahrnehmung seiner Bewegungen)
Möglichkeiten zur Diagnose und Behandlung
Grundsätzlich zählen alle Mehrlingsschwangerschaften zum Begriff einer Risikoschwangerschaft. Aus diesem Grund benötigen diese sehr regelmäßige und intensive Untersuchungen mittels Ultraschall. Zwischen der 9. SSW und 12. SSW ist im Ultraschall sehr gut erkennbar, ob die Zwillinge von einer gemeinsamen Plazenta versorgt werden. Bei der Diagnose einer gemeinsamen Plazenta beobachtet ein Arzt beide Babys alle zwei Wochen mittels einer Ultraschalluntersuchung.
Parallel zur Untersuchung und Diagnose mittels Ultraschall erfolgt eine Differentialdiagnose. Diese dient dazu, eine ebenfalls gefährliche Plazentainsuffizienz auszuschließen.
Für ein fetofetales Transfusionssyndrom (FFTS) können zwei unterschiedliche Möglichkeiten zur Behandlung durchgeführt werden.
- Das überschüssige Fruchtwasser wird punktiert und abgesaugt, um den Kreislauf des Akzeptor-Zwillings (Akzeptor) zu entlasten und eine Frühgeburt zu verhindern. Da diese Methode zur Behandlung die Schwangerschaftsdauer verkürzt und das Risiko für erhebliche Folgeschäden, sowie einen Tod im Mutterleib erhöht, wird es nur noch in Einzelfällen angewendet.
- Heutzutage gilt die pränatale Operation (ein operativer Eingriff vor der Geburt) als beste Therapie. Bei dieser Operation, die zwischen der 16. SSW und 28. SSW erfolgt, wird die Bauchdecke der Mutter durch einen Schnitt geöffnet, das überschüssige Fruchtwasser punktiert und die verbundenen Blutgefäße verödet.
Die pränatale Operation rettet in 80 Prozent der Fälle mindestens das Leben eines der beiden Zwillinge. In etwa 60 Prozent der Fälle überleben Beide. Bleibende Folgeschäden bei den Kindern kommen nur bei etwa 5 Prozent aller betroffenen Kinder vor. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt nach einer vorgeburtlichen Operation erhöht.
Dieser Ratgeber gehört zur Artikelserie zum Thema Zwillinge. Überblick aller Ratgeber:
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